Colette sehnte sich nach etwas, das sie im Moment nur schwer finden konnte. Die Erziehung der jungen Damen schien abgeschlossen, wenngleich die ein oder andere noch etwas Feinschliff brauchte. Heinrich unterwarf sich Madames Wünschen, griff aber auch selbst zur Gerte, wenn es verlangt wurde. Eigentlich schien alles wunderbar, doch Colette fehlte etwas Bestimmtes. Was geschah mit ihren eigenen Verfehlungen, die niemand ahnden wollte? Colette wünschte sich eine eigenständige, strenge Hand, die sich nicht nur auf ihren Befehl hin erhob. Sie erinnerte sich an frühere Tage, wo sie dieses Begehren erfüllt sah. Colette beschloss, eine spontane Zeitreise zu unternehmen. Sie beauftragte Heinrich und die Dienstmädchen nach den Zöglingen zu schauen, während sie sich zu einem Besuch aufmachte. Colette schrieb dem Baron, dass sie kommen wollte. Er antwortete prompt, entgegnete mit fiebriger Handschrift, wie sehr er sich auf seine frühere Geliebte freue. Colette fühlte sich aufgeregt wie ein Backfisch, als sie aus dem Zug stieg. Der Baron wartete in einer Droschke, die er sofort verließ, als er sein Mädchen entdeckte. Er half Colette beim Einstieg, um sich dann ihr gegenüber zu setzen. Colette spürte ihr Herz schlagen, als er sie durchdringend ansah. Die schöne Frau wusste, was sie von dem adligen Herrn erwarten durfte. Nun lag es an ihr, dieses Anliegen zur Sprache zu bringen. Colette zögerte nicht, um es deutlich zu machen. „Ich bin der festen Überzeugung, dass ich Strafe verdiene! Ich fühle mich unausgeglichen, behandle daher meine Schülerinnen oft ungerecht. Du musst mir diese Mucken austreiben, indem du mich streng bestrafst. Behandle mich wie das unartige Mädel, das ich einst gewesen bin! Willst du mir diesen Gefallen erweisen?“ Der Baron lächelte, wobei seine Schnurbartspitzen vibrierten. Colette kannte diesen vermeintlich entspannten Gesichtsausdruck, der Gefahr bedeutete. Der graumelierte Herr antwortete: „Du willst also deftige Wichse beziehen, wie in früheren Zeiten? Nun gut, ich werde dir diesen Wunsch nicht abschlagen, aber ich warne dich, Colette! Wenn du dich unter meine Strenge begibst, wird es schmerzhaft zugehen. Ich will dich nicht schonen, denn es wird keine Spielstrafe geben! Magst du dich dennoch auf eine angemessene Züchtigung einlassen?“ Die stolze Frau brauchte nicht lange zu überlegen! Hatte Colette doch eine solche Behandlung im Sinn, als sie sich zu dieser Reise entschloss. Ihr Körper kribbelte in jeder Faser, als er von Strafe sprach. Der Baron sah sie nun fragend an.
Colettes Nicken gab Antwort genug! Den Rest der Fahrt verbrachten sie schweigend, wobei jeder seinen Gedanken nachhing. Nach der Ankunft machte Colette sich frisch, um dann mit ihrem Gastgeber zu speisen. Colette spürte keinen großen Hunger, da sie der weitere Verlauf des Tages zu stark beschäftigte. Schon am späten Abend erwartete der Baron seinen Gast im Lesezimmer des weitläufigen Anwesens. Er saß auf einem Stuhl am offenen Kaminfeuer, während er in einem Buch las. Es handelte sich um einen erotischen Roman, der auch sado-masochistische Motive beinhaltete. „Rutenspiele und Liebesabenteuer“ lautete der reißerisch eingedeutschte Titel dieser Kurzgeschichte einer gewissen Ophelia Cox. Der Baron langweilte sich, da diese angeblichen Erlebnisse einer Gouvernante ihm kaum Freude bereiteten. Der Baron bevorzugte echte Hingabe, wie er sie sich von Frauen wie Colette versprach. Als er das Buch weg legte, öffnete sich knarrend die Türe der Bibliothek. Colette betrat den mit Kerzen erleuchteten Raum, dem sie sofort ihren Stempel aufdrückte. Sie duftete dezent nach Veilchen, was der Baron wohlwollend zur Kenntnis nahm. Er liebte diesen zarten Geruch, der Colettes ätherisch anmutende Aura unterstrich. Colette trug ein seidenes Teekleid, das aus der Mandschurei stammte. Der Baron hatte es ihr vor einigen Jahren geschenkt. Er atmete schwer, als sie sich näherte. Die Vorbereitungen hatte er längst getroffen, so dass er nun zur Tat schreiten konnte. Er kehrte den Stuhl etwas vom Feuer weg, um nach Colettes Hand zu greifen.Der Baron nahm wieder Platz, ohne Colettes Handgelenk freizugeben. Er sah ihr ins Gesicht, wobei seine Mimik Ernsthaftigkeit ausstrahlte.
„Du weißt, wie es beginnen muss?!“ Colette ersparte sich eine Antwort, legte sich stattdessen über seinen Schoß. Ihre nackten Fußspitzen berührten den handgeknüpften, afghanischen Teppich, der sich samten weich anfühlte. Der Baron zupfte an einem Zipfel des rotschwarzen Tea-Gown, um das luftige Kleid anzuheben. Colettes Vorbehalte schwanden, während er sie entblößte. Sie hatte geglaubt, dass ihre passive Ader vertrocknet sei. Nun erkannte Colette, das dies kaum der Wahrheit entsprach........
Alles Weitere findet sich, wie üblich im Geschichtenbreich. Viel Spaß
Grüssle
Holger