WWW und Beziehungsfähigkeit
Wer kennt noch das Gefühl, wie es ist, im realen Leben auf einen Menschen zuzugehen, zu fragen: "darf ich dich auf ein Getränk einladen?", zu spüren wie dabei das Herz klopft, der Magen sich zusammenzieht aus Angst die Antwort entspricht nicht den Erwartungen?
Die Zeit danach, bis man danach endlich wieder den Mut besitzt den Schritt zu wagen, aus Angst, erneut eine Abfuhr zu bekommen?
Ich gehöre noch zu den seltener werdenden Spezies, die ihre Partnerin (und heute im 27. Jahr geliebte, geachtete und geschätzte Ehefrau) in der Disco (ok, auch nicht der Stoff für Romane) kennenlernte.
Die Grundwerte (Respekt, Ehrlichkeit, Treue, usw.) verlieren heute an Kraft. Man sitzt wie süchtig am PC, wartet auf die möglichen kleinen Komplimente, Flirtereien, Schmeichelein um das Selbstwertgefühl zu polieren. So ist man in kleinen Momenten plötzlich verbunden mit vermeidlich ach so wundervollen Menschen, über Kanäle, Leitungen und WLAN, verwechselt Virtualität mit dem realen Leben.
Und wenn dann eine Person nicht gefällt, dann drückt man den Knopf und holt die nächste rein... Diese lässt man etwas an sich ran, bis sie möglicherweise zu nahe tritt (hiiiiilfeeeee!!!!! ), etwas sagt, was einem nicht so gut gefällt und tschüss, die/der nächste die man in seiner MatchingList gespeichert hat kommt an die Reihe.
Selbst wenn man sich dann auf jemanden tiefer einlässt, man die Realität verlässt, sich in die Reale Welt hinaus wagt, es wunderschön ist und man mit einem schönen Gefühl nach Hause kommt, gehen man dennoch zum PC, geht online, denn wer weiss, vielleicht wartet da ja noch was Besseres, etwas Schöneres, Passenderes, das Perfekte...
So lassen wir immer das Hintertürchen offen, damit wir möglichst nichts verpassen...
Schade wenn man damit die Möglichkeit verpasst, dass das Beste gerade langsam wieder geht und man vielleicht nicht merkt dass man es hätte haben können, und das reale Leben an einem vorbeizieht.
Nein ich verfluche nicht das Netz und die neue Zeit, sie bietet auch Chancen. Zu suchen nach Neigung und Seelenverwandten. Sicher wäre meine Frau nicht meine Frau geworden, hätte ich damals nach Partner und Spanking googeln können. Aber dann wären meine Kinder auch nicht meine Kinder. Alles in allem Dinge, die mich zufrieden machen, dass alles war wie es war und ist wie es ist.