Als Hannah in die Straße zu ihrer Wohnung einbog, schaute sie auf die Uhr. Mittwoch, 0.40 Uhr. Der nächste Blick ging hoch zur Wohnung. Gott sei Dank, alles Dunkel. Obwohl ihr Mann auf Geschäftsreise war und von ihrem Ungehorsam ja nichts mitbekam war sie unruhig und hatte jetzt ein schlechtes Gewissen. Sie wusste genau, dass er ihr Verhalten nicht gutheißen und auch nicht ungestraft durchgehen lassen würde. Leider kamen diese Gedanken immer erst hinterher, wenn es schon zu spät war.
Sie liebte Florian, ihren Ehemann, von ganzen Herzen. Gerade, weil sie bei ihm nicht immer ihren Willen bekam und mit dem Kopf durch die Wand konnte. Er ließ ihr viele Freiheiten, setzte aber auch, wenn nötig, konsequent Grenzen. So durfte sie beispielsweise unter der Woche abends nicht länger wie 23.00 Uhr ausgehen und sollte ein Taxi für den Nachhauseweg nehmen wenn er nicht da war oder keine Zeit hatte um sie abzuholen. Wenn es um ihre Gesundheit und ihre Sicherheit ging gab es für ihn keine Diskussionen. Und da sie sich morgens immer schwer damit tat um 5.00 Uhr aufzustehen, erst recht, wenn sie nicht zeitig ins Bett kam, war es zu dieser Regelung gekommen. Nicht zu Unrecht, wie Hannah gerade selber dachte.
Sie schloss die Wohnungstür auf, kickte ihre Schuhe von den Füssen und ging gähnend ins Bad. Während sie sich bettfertig machte, überlegte sie, wie sie ihrem Mann morgen plausibel erklären konnte, warum ihr Handy den ganzen Tag aus war. Akku leer, pflegte immer eine gute Ausrede zu sein. Er konnte ja nicht wissen, dass es den ganzen Tag ausgeschaltet zuhause lag. Sie zog ihr Nachthemd an und schrak zusammen als sie ihren Mann in der Badezimmertür stehen sah. Ihr stand das schlechte Gewissen ins Gesicht geschrieben und alles was ihr einfiel war ein: Du bist schon da?!?!
Allerdings meine Liebe, und das schon seit einigen Stunden. Ich hoffe. Du hast eine gute Erklärung. Demonstrativ sah er auf die Uhr. Wenn Dein Handy nicht ausgeschaltet auf dem Wohnzimmertisch liegen würde, hättest Du gewusst, dass wir unser Pensum bereits heute Vormittag durchhatten und deshalb bereits nach dem Mittagessen statt morgen früh los sind. Hannah überlegte fieberhaft, wie sie aus dieser Situation wieder rauskam. Streng blickte Florian seine Frau an. Würdest Du mich bitte angucken wenn ich mit Dir rede! Kurz blickte sie ihn an um sofort seinem strengen und durchdringenden Blick wieder auszuweichen. Sie merkte, wie sie rot wurde. Du sollst mich angucken! wiederholte er, während er einen Schritt auf sie zutrat und fest ihr Kinn umfasste und ihren Kopf hochbog so dass sie seinem Blick nicht mehr ausweichen konnte.
Also, ich höre sagte er und schaute sie auffordernd an.
Ich setzte Hannah zu einer Erklärung an. Ich
Ja? fragte er ruhig.
Ichich musste länger arbeiten heute und war dann noch bei Kristin sprudelte sie schnell hervor. Es war so ein Schtag heute und ich brauchte einfach jemanden zum quatschen. Zu spät merkte sie in ihrer Aufregung, dass sein Griff bei ihrer Erklärung fester geworden war und auch sein Blick sich weiter verfinstert hatte. Mach Dich zu Ende fertig und dann komm ins Wohnzimmer. Undvergiss die Haarbürste nicht. Mit diesen Worten ließ er sie los und ging hinüber ins andere Zimmer. Ihr flehentliches Bitte Schatz beantwortete er mit einen knappen Du hast genau 3 Minuten.
Kleinlaut stand Hannah im Bad. Kurz überlegte sie, seine Aufforderung zu ignorieren und einfach zu Bett zu gehen. Dann erinnerte sie sich an eine noch nicht lange zurückliegende Situation, wo ihr genau diese Reaktion nicht allzugut bekommen war. Ihn jetzt noch mehr zu verärgern machte keinen Sinn. Mit spitzen Fingern griff sie sich die Haarbürste von der Ablage, ging ins Wohnzimmer und blieb in der Tür stehen.
Ihr Mann hatte es sich im Sessel bequem gemacht und musterte sie ernst. Hierher! bedeutete er ihr und zeigte mit seinem Finger rechts neben sich. Dabei hielt er seine andere Hand auffordernd geöffnet....
Und wie immer geht es in der Geschichtenabteilung weiter.
Viel Spass
Holger