Die Berghütte von Isabella

  • Caroline Krammberg steuerte ihren kleinen, feuerroten Fiesta eine kurvige Bergstraße hinauf. Neben ihr auf dem Beifahrersitz lag eine Karte und die handgeschriebene Wegbeschreibung ihres guten Freundes und Chefs Martin. Seit vier Jahren arbeitete sie nun in Martins Architekturbüro, sie war Zeichnerin und liebte diesen Beruf sehr.


    Vor der nächsten Abzweigung hielt sie an, um sich zu vergewissern, dass sie noch auf dem richtigen Weg war. Die Berghütte, deren Schlüssel ihr Martin in die Hand gedrückt hatte, war ziemlich abgelegen und aus diesem Grund genau das, was sie suchte. Sie suchte einfach Ruhe und Frieden.


    Caroline war vor einer Woche dreiundvierzig Jahre alt geworden. Als sie vor zehn Jahren Ralf geheiratet hatte, hatte sie sich nicht vorstellen können, dass ihre Ehe so enden würde. Bis vor einem Jahr schien auch alles in bester Ordnung zu sein. Sicher, die Leidenschaft der ersten Jahre war deutlich abgekühlt, aber das hielt Caroline für das Los aller Ehefrauen mit Kind, Job und Karrieremann. Als ihr Sohn Tobias vor vier Jahren in die Schule kam, begann sie wieder, in ihrem erlernten Beruf zu arbeiten. Die Arbeit in Martins Architekturbüro erwies sich als Glücksgriff: Ihr Chef gewährte ihr jede Freiheit einen Teil der Arbeit erledigte sie zu Hause und er war mit ihrem kreativen Talent sehr zufrieden. Aus dieser vertrauensvollen Zusammenarbeit heraus entwickelte sich eine Freundschaft, für die Caroline gerade im letzten Jahr sehr dankbar war.


    Vor etwa einem Jahr machte Caro dann die Entdeckung, dass ihr Mann offenbar seit Jahren ein gut gehendes Verhältnis mit einer ihrer besten Freundinnen hatte. Das zog ihr den Boden unter den Füßen weg. Binnen weniger Tage hatte sie sich eine Wohnung gemietet und war mit ihrem Sohn umgezogen. Tobias steckte die Trennung offenbar locker weg, er schien seinen Vater kaum zu vermissen. Und Caro stürzte sich wie eine Besessene in die Arbeit.


    Martin, ihr Chef, ließ sie eine Weile gewähren, doch dann bremste er sie energisch ein. Er zwang sie, ihre Überstunden abzufeiern, und wollte sie nur noch zu den üblichen Bürozeiten bei der Arbeit sehen. So nutzte Caro die viele freie Zeit, um zusammen mit Tobias viel zu unternehmen. Zahllose Kino- und Museumsbesuche, Ausflüge und Wanderungen an den Wochenenden boten Ablenkung, und das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn wuchs zu einer nie gekannten Vertrautheit. Caro hatte endlich das Gefühl, sich in ihrem neuen Leben zurecht zu finden.


    Schließlich hatte sie die Scheidung eingereicht. Die Wochen vor der Scheidung mit unzähligen Anwaltsterminen und Bergen von Papier wurden noch einmal zu einer großen Belastung für Caro. Sie war dauernd gereizt und nervös, und als der Scheidungstermin dann endlich überstanden war, wirkte sie unendlich erschöpft und fragil.


    Da sie noch jede Menge Urlaub gut hatte, nötigte Martin sie, mindestens zwei Wochen Ferien zu machen. Alle Ausflüchte halfen ihr nichts. Ihr Einwand, dass sie sich um Tobias kümmern müsse, es seien ja keine Schulferien, wurde von Martin zunichte gemacht: Hinter Caros Rücken arrangierte er, dass Tobias zwei Wochen bei seinem besten Freund untergebracht wurde Martin kannte die Familie zufällig durch den Tennisclub und Caro musste widerstrebend zugeben, dass ihr ein paar Tage Ferien in den Bergen sicherlich gut täten. Martin drückte ihr den Schlüssel zu seiner Berghütte in die Hand und erklärte ihr streng, dass er sie vor Ablauf der nächsten vierzehn Tage nicht mehr sehen wollte.


    Auf ihre Frage, was sie denn zwei Wochen allein in den Bergen tun solle, meinte er nur, dass ihr ausgiebige Spaziergänge sicher gut bekommen würden, und bei schlechtem Wetter böte die Hütte ein gemütliches Wohnzimmer mit Kamin und einer kleinen, aber feinen Bibliothek sowie eine Satellitenschüssel für den Fernsehempfang und einen kleinen Whirlpool. Spätestens an dieser Stelle ahnte Caro, dass die Berghütte wohl eher ein Ferienhäuschen mit allem Komfort sein musste.


    Martin erzählte ihr, dass er sich vor vielen Jahren zusammen mit einem Freund ein ziemlich heruntergekommenes altes Bergbauernhaus für einen lächerlich niedrigen Preis gekauft hatte, und dass sie dieses dann über die Jahre hinweg gemeinsam in mühevoller Arbeit renoviert und ausgebaut hatten. Im Frühjahr und Herbst trafen sie sich meist für ein oder zwei Wochen dort oben, reparierten und verschönerten ihr Domizil und unternahmen lange Bergtouren, um dem Stress des Arbeitsalltags zu entfliehen. Das Haus hatte im Erdgeschoss eine Küche und ein großes Wohnzimmer mit Kamin, und im oberen Stockwerk hatte jeder der beiden Freunde sein eigenes geräumiges Schlafzimmer.


    Caro erhielt von Martin noch eine Wegbeschreibung und einen Zettel, auf dem er notiert hatte, wie man den Generator und die Heizung einschaltete, den Haupthahn fürs Wasser aufdrehte und wo sich der Sicherungskasten befand.


    Mein Zimmer ist das mit dem aufgenagelten Bärenfell auf der Türe. Ich hoffe, ich habe das letzte Mal ordentlich aufgeräumt, grinste Martin und schob die Papiere in einen Umschlag. Nimm dir eine Kiste Konservendosen und ein paar Getränke mit. Im Keller sollten noch ein paar ordentliche Flaschen Wein liegen, wenn Felix nicht in der Zwischenzeit mal oben war. Nimm dir, was du brauchst, und fühl dich wie zu Hause! Ansonsten bekommst du Lebensmittel im Dorf unten, aber da musst du natürlich mit dem Auto fahren. Hier ist noch eine brauchbare Wanderkarte, damit du dich nicht verirrst. Und ruf an, sobald du gut angekommen bist, ok?


    Caro nickte und nahm Schlüssel und Pläne an sich. Langsam freute sie sich auf paar Tage alleine in der Natur. Sie lächelte Martin an und meinte: Ich werde schon nicht verloren gehen. Vielen Dank für alles!


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    Besorgt blickte Caro in den Rückspiegel. Hinter ihr zogen düstere Wolken auf, und ein Gewitter in den Bergen war sicherlich kein Vergnügen. Hoffentlich war sie vorhin wirklich richtig abgebogen. Nach Martins Plan müsste sie bald über eine Holzbrücke fahren, und dann waren es nur noch ein paar Minuten bis zum Haus.


    Ein paar Minuten später hielt Caro zweifelnd vor der beschriebenen Holzbrücke. Sie stieg aus, um sich von der Stabilität der Brücke aus der Nähe zu überzeugen. Ganz wohl war ihr nicht dabei, mit ihrem Auto über eine solche Holzkonstruktion zu fahren, aber es blieb ihr wohl nichts anderes übrig! Ein grollender Donner ließ sie zusammenfahren. In der nächsten Sekunde klatschten die ersten schweren Tropfen herunter und eilig stieg sie wieder in ihren Wagen. Die Holzbohlen rumpelten unter ihren Reifen, aber Caro dachte nur noch daran, so schnell wie möglich das Haus zu erreichen. Seufzend schaltete sie die Scheibenwischer ein.


    Als sie zehn Minuten später endlich das Ferienhaus erreicht hatte, goss es in Strömen. Caro parkte den Wagen auf dem Kiesplatz neben dem Haus und kramte die Schlüssel aus ihrer Handtasche. Dann stürzte sie todesmutig aus dem Wagen. Obwohl es nur 20 Meter bis zu Haustür waren, war sie doch bis auf die Knochen nass, bevor sie das rettende Vordach erreichte. Sie fummelte fluchend den Schlüssel ins Schloss er schien nicht richtig zu sperren doch nach einem herzhaften Verdammte Scheiße! sprang die Tür dann auf, obwohl sich der Schlüssel im Schloss nicht richtig drehen ließ.


    Triefend vor Nässe und praktisch blind, da auch ihre Brille vollgeregnet war, stand sie Hausflur und machte noch einmal ihrem Herzen richtig Luft: So ein Scheißwetter, verdammt noch mal!


    Das Herz blieb ihr beinahe stehen, als eine große Gestalt in der Türfüllung erschien. Mehr konnte sie wegen ihrer vollgeregneten Brille nicht sehen, aber eine tiefe, männliche Stimme ertönte nicht gerade erfreut: Wer zum Teufel sind Sie denn?


    Erschrocken riss Caro die Brille von der Nase und versuchte, die Gläser mit ihrem nassen T-Shirt zu trocknen. Währenddessen stammelte sie: Wieso ist hier wer sind Sie ist das hier nicht das Haus von Martin Siebert?


    Das ist mein Haus und das von Martin!, erwiderte die Gestalt und fuhr dann fort: Mein Gott, Sie triefen ja vor Nässe, geben Sie mal ihre Brille her, so wird das ganz bestimmt nichts.


    Bevor Caro noch reagieren konnte, wurde ihr die Brille aus der Hand genommen und ein kräftiger Arm packte sie am Ellenbogen. Los, kommen Sie schon rein, dann kann ich ihre Brille trocknen.


    Fast willenlos ließ sich Caro ins Innere des Hauses steuern und blieb dann genau dort stehen, wo der führende Arm sie los ließ. Ein paar Sekunden später hielt ihr jemand die trockene Brille vors Gesicht und dankbar setzte Caro sie auf. Nun erkannte sie, dass sie in einem gemütlichen, heimeligen Zimmer mit einem knisternden Kamin gelandet war, und dass vor ihr ein ziemlich großer, breitschultriger Mann mit kurzen, dunkelbraunen Haaren und einem sonnengebräunten Gesicht stand, der sich ein Lachen offenbar mühsam verkniff.


    Caro fand das Ganze gar nicht komisch, und so sagte sie mit einem eisigen Unterton in der Stimme: Ich bin eine Bekannte von Martin und er hat mir sein Haus für ein paar Tage überlassen. Und wer bitteschön sind Sie?


    Ich bin Felix Meissner und die Hälfte des Hauses gehört mir, erwiderte der Hüne amüsiert. Ich hatte keine Ahnung, dass Martin hier seine Freundinnen einquartiert. Wo steckt der Bursche eigentlich und wie heißen Sie überhaupt?


    Caroline Krammberg, und ich bin nicht Martins Freundin sondern seine Angestellte!, erwiderte Caro empört und fügte lautstark hinzu: Was geht Sie das eigentlich an? Es muss doch wohl reichen, dass ich seinen Schlüssel habe!


    Hallo, hallo, junge Frau! Felix Ton war um einiges schärfer geworden und er blickte Caro mit gerunzelter Stirn an. Ich werde doch wohl noch fragen dürfen, wer sich hier in meinem Haus einquartiert! Er musterte sie von Kopf bis Fuß und sagte dann wieder etwas freundlicher: Dann ziehen Sie mal ihre nassen Schuhe aus, Caroline, und stellen Sie sie hier an den Kamin, damit sie trocknen können. Ihre Jacke können Sie im Flur aufhängen!


    Caro entgegnete spitz: Danke, ich hole erst noch mein Gepäck aus dem Auto, und wandte sich zur Tür.


    Das lassen Sie bei diesem Wolkenbruch besser sein, entgegnete Felix, warten Sie lieber ab, bis das Schlimmste vorbei ist. Ich koche uns inzwischen eine Kanne Tee, dann können Sie mir erzählen, wie Sie zu Martins Schlüssel gekommen sind. Er ging in die angrenzende Küche und machte sich am Herd zu schaffen.


    Caro zuckte die Schultern. Vermutlich hatte er Recht, aber sollte sie sich von diesem arroganten Kerl wirklich sagen lassen, was sie tun und lassen sollte? Sie öffnete die Haustür. Der Regen floss in Strömen vom Himmel, und in einiger Entfernung waren Blitze zu sehen. Es konnte noch eine Weile dauern, bis das Wetter besser wurde, und so lange wollte sie nicht warten. Also zog sie die Kapuze tief ins Gesicht und eile zum Wagen.


    Um an den Kofferraum zu gelangen, musste sie mit ihren Sandalen voll in eine riesige Pfütze steigen. Egal die Schuhe waren sowieso schon triefend nass. Aber der Wind peitschte den Regen nun fast waagrecht gegen ihre Gestalt, und ihre Jeans, die vorher noch relativ trocken gewesen war, klebte nun patschnass an ihren Beinen. Als sie sich über den Kofferraum beugte, um ihre beiden Taschen herauszuheben, rutschte ihre Jacke nach oben und im Nu war sie bis zur Taille durchnässt. Während Caro ihre Taschen zur Haustür trug, stand der Kofferraumdeckel weit offen, und der Karton mit den Lebensmitteln wurde ordentlich durchgeweicht. Fluchend eilte Caro zum Auto zurück, legte eine herumliegende Plastiktüte über die Lebensmittel und hob die Kiste heraus.


    Der Karton fühlte sich schon ziemlich weich an, und Caro hoffte nur, dass er auf dem Weg zum Haus nicht durchreißen würde. Die Kapuze war inzwischen von ihrem Kopf gerutscht und der Wind klatschte ihr die nassen Haare ins Gesicht. Die Brille war auch wieder undurchsichtig geworden, und Caro lugte verzweifelt über den oberen Brillenrand, um wenigstens die Umrisse der Haustür zu erkennen. Als sie mit dem nassen Pappkarton in den Armen über die Schwelle stolperte, fühlte sie, dass ihr der durchweichte Karton mehr und mehr aus den Armen glitt.


    Plötzlich prallte sie gegen eine menschliche Wand, der Karton wurde ihr aus den Händen genommen und Felix tiefe Stimme donnerte ihr entgegen: Also das ist doch das Dämlichste, was mir je untergekommen ist! Sind Sie denn von allen guten Geistern verlassen? Laufen Sie schnell zum Wagen und schließen Sie den Kofferraum, sonst steht das ganze Auto unter Wasser!


    Caro war zu erleichtert, dass ihr der gefährliche Karton abgenommen war, als dass sie widersprochen hätte. Sie eilte zum Auto zurück, drückte den Kofferraumdeckel zu und fingerte nach ihren Autoschlüsseln.


    Lassen Sie den Quatsch!, brüllte Felix durch den tosenden Regen, Den Wagen klaut hier eh keiner. Sehen Sie zu, dass Sie wieder reinkommen! Er blieb an der Haustüre stehen bis sie zurück kam und schloss die Türe hinter ihr. Wortlos trug er den Karton in die Küche und kehrte mit einem Handtuch zurück.


    Geben Sie mir ihre Jacke und trocknen Sie sich die Haare ab. Mein Gott, Mädchen, Sie sind ja nass bis auf die Knochen! Hoffentlich ist wenigstens ihr Gepäck trocken geblieben!


    Zweifelnd blickte Caro auf ihre Taschen. Der Reißverschluss der blauen Reisetasche, die ihre Kleidung enthielt, stand offen, da sie in letzter Minute noch ihre Hausschuhe hineingestopft hatte und die Tasche dann nicht mehr zu ging. Der Inhalt sah ziemlich feucht aus, und Caro war sich nicht sicher, ob sie überhaupt etwas Trockenes zum Anziehen haben würde.


    Felix war ihren zweifelnden Blicken gefolgt und erfasste die Lage ziemlich rasch. Mit einer offenen Tasche in einem Wolkenbruch herum zu laufen ist ja wirklich eine Glanzleistung!, bemerkte er beißend, während Caro ihre Schuhe auszog. Wahrscheinlich sind Ihre ganzen Sachen jetzt nass! Kommen Sie mit nach oben, ich gebe Ihnen von mir ein paar Jeans und ein Sweatshirt. Am besten nehmen Sie ein heißes Bad, damit Sie sich keine Erkältung holen. Ohne eine Erwiderung abzuwarten, nahm er ihr Gepäck und trug es nach oben.


    Bis Caro ihre Jacke aufgehängt und ihre Schuhe ans Feuer gestellt hatte, hatte Felix bereits die Heizung in Martins Zimmer aufgedreht und eine Jeans samt Sweatshirt auf das Bett gelegt. Als Caro nach oben kam, ließ er gerade warmes Wasser in die Badewanne laufen. Im Prinzip hätte Caro ja nichts gegen ein schönes, heißes Bad einzuwenden gehabt, aber sie hatte sich auf die Ruhe und Einsamkeit einer Berghütte gefreut, und nun saß sie hier im Haus mit einem völlig fremden Mann fest, der ihr sicherlich wohlmeinend, aber doch ziemlich selbstherrlich anschaffen wollte, was sie zu tun oder zu lassen hatte. Und das passte Caro so gar nicht!


    Also rief sie durch die offene Badtüre: Danke, aber das ist wirklich nicht nötig. Ich werde mich nur rasch umziehen! Damit verschwand sie in ihrem Zimmer und warf die Tür unnötig laut hinter sich ins Schloss.


    Felix richtete sich auf und schüttelte den Kopf. Seine Augenbrauen zogen sich erzürnt zusammen, und seine ganze Körperhaltung verhieß nichts Gutes. Er klopfte kurz an Caros Türe, wartete aber ihre Antwort nicht ab, sondern trat sofort ein.


    Caro fuhr zusammen und zog das feuchte T-Shirt, das sie gerade auszog, schnell wieder über. Hören Sie mal, das geht aber wirklich zu weit!, japste sie.


    Nein, jetzt hören SIE mal!, entgegnete Felix energisch und stemmte seine Hände in die Hüften. Ich weiß ja nicht, welche Probleme Sie haben, aber ich werde es ganz bestimmt nicht zulassen, dass Sie sich aus purem Trotz eine Erkältung holen! Durch dieses Unwetter ist die Brücke sicherlich tagelang unpassierbar, so dass ich Sie, wenn Sie krank werden, noch nicht einmal zu einem Arzt bringen kann. Sie werden also jetzt verdammt noch mal genau das tun, was ich Ihnen sage, oder ich werde ziemlich ungemütlich!


    Caro starrte Felix mit offenem Mund an. Sie Sie lassen Sie mich sofort in Ruhe!, stammelte sie während sie mit kleinen Schritten vor ihm zurückwich.


    Gerne, konterte Felix, aber nur, wenn Sie endlich zur Vernunft kommen. Ich gebe Ihnen genau drei Minuten Zeit, und dann sitzen Sie in der Wanne! Und wenn nicht, dann ziehe ich Sie höchstpersönlich aus und stecke Sie ins Bad! Habe ich mich klar genug ausgedrückt?


    Verstört nickte Caro und Felix wandte sich zum Gehen. Bevor er jedoch draußen war, drehte er sich noch einmal um: Und knallen Sie ja nie wieder mit der Türe! Diese Türen haben Martin und ich mühsam eigenhändig eingebaut, und ich werde nicht zulassen, dass sie mutwillig beschädigt werden, verstanden?


    Erneut nickte Caro und war sichtlich erleichtert, als sich die Tür endlich hinter ihm schloss. Mit einem tiefen Seufzer setzte sie sich auf das Bett. Verflixt, wo war sie da nur hineingeraten? Der Mann hatte ja Recht: Es war Schwachsinn gewesen, bei diesem Wolkenbruch das Auto auszuladen. Und es war sicher keine schlechte Idee, ein heißes Bad zu nehmen, wenn man wie sie bis auf die Knochen nass geworden war. Aber dieser anmaßende Kommandoton forderte sie einfach zum Widerspruch heraus!


    Caro warf einen Blick auf ihre Uhr und sprang auf. Die drei Minuten waren sicherlich fast schon vorbei. Dieser Mann war ein Neandertaler, und sie traute ihm durchaus zu, seine Drohung wahr zu machen. Also packte sie eilig ihre Tasche aus. Unterwäsche und Socken hatte sie ganz unten verstaut und sie waren zum Glück trocken geblieben. Die darüberliegenden Jeans und Pullis waren jedoch ziemlich feucht, sie musste also einstweilen Felix Klamotten anziehen. Schnell raffte sie die Kleidungsstücke zusammen und eilte ins Bad.


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    Felix saß auf dem Sofa vor dem Kamin und trank Tee. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er hörte, wie Caro ins Bad eilte. Seine Drohung von vorhin hatte also Eindruck gemacht. Ein verrücktes Mädchen war ihm da ins Haus geschneit, sie war offenbar störrisch wie ein Esel. Er musste Martin fragen, was es mit dieser Frau auf sich hatte.


    Felix griff nach dem Telefon und wählte Martins Nummer. Hallo Martin, Felix hier, begrüßte er seinen Freund.


    Felix? Das ist eine Überraschung. Bist du wieder im Lande? Ich dachte, du bist noch mindestens einen Monat in USA!, antwortete Martin erstaunt.


    Ich habe mein Engagement in New York etwas früher beendet, weil ich mein neues Buch fertig schreiben muss, erklärte Felix und fuhr fort: Ich bin seit zwei Wochen in unserer Berghütte, um Ruhe zum Schreiben zu haben.


    Ach du meine Güte, erwiderte Martin perplex, und ich habe Caro die Hütte für zwei Wochen als Urlaubsdomizil zur Verfügung gestellt! Da wirst du eine Überraschung erleben. Sie müsste jede Minute bei dir eintreffen.


    Yep, meinte Felix kurz, Ist schon da.


    Sie ist schon da? Da bin ich aber froh! Ich habe gerade vorhin den Wetterbericht gehört, und habe mir schon Sorgen gemacht wegen der aufziehenden Unwetterfront.


    Die ist auch schon da. Sie kamen passenderweise gleichzeitig, konstatierte Felix trocken.


    Hätte ich gewusst, dass du in der Hütte bist, hätte ich Caro natürlich nicht die Schlüssel gegeben. Ich hoffe, es stört dich nicht allzu sehr, dass sie dort oben zwei Wochen Urlaub macht?, fragte Martin vorsichtig nach.


    Das kommt darauf an, antwortete Felix diplomatisch.


    Worauf?, lautete die erstaunte Frage. Martin kannte Felix als ruhigen, verträglichen Menschen mit einer Menge Humor, und wenn er wie Caro nur seine Ruhe suchte, dann sollte das doch wohl kein Problem sein, oder?


    Darauf, ob sie ihr störrisches Wesen ein bisschen besser unter Kontrolle bringt., knurrte Felix.


    Hör zu, Felix, entgegnete Martin geduldig, Caro ist ein Prachtstück. Sie ist intelligent, überaus begabt, zuverlässig und arbeitet bis zum Umfallen, wenn es sein muss. Kurz und gut, sie ist mein bestes Stück in der Firma. Sie hat gerade eine ziemlich hässliche Scheidung hinter sich und ich will, dass sie sich ein bisschen erholen kann.


    Gestatte mir eine indiskrete Frage, meinte Felix, Hast du was mit ihr?


    Es war schon immer meine Devise, Geschäft und Privatleben auseinander zu halten, entgegnete Martin, nein, ich habe nichts mit ihr, aber ich mag sie sehr, und der Trottel von Ehemann kann von Glück sagen, dass er mir noch nie über den Weg gelaufen ist, sonst hätte er mindestens eine gebrochene Nase!


    Ist ja schon gut!, meinte Felix besänftigend, Wir werden uns schon vertragen.


    Kannst du mir Caro mal ans Telefon holen?, fragte Martin.


    Sie sitzt gerade in der Badewanne und wärmt sich auf. Ich werde ihr sagen, dass sie dich nachher anrufen soll. Felix legte den Hörer auf die Gabel und griff nach seiner Tasse.


    Also gut, die nächsten zwei Wochen lang musste er sich wohl mit seinem ungebetenen Gast abfinden vermutlich wollte sie wandern und würde wohl die meiste Zeit aus dem Haus sein, so dass er ungestört an seinem Buch arbeiten konnte. Wenn das Wetter allerdings so schlecht war wie jetzt, dann konnten sie sich wohl kaum aus dem Weg gehen Felix seufzte tief und griff nach der Zeitung.


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    Caro genoss das heiße Bad ausgiebig. Doch das Wasser wurde langsam kalt und sie konnte nicht ewig in der Wanne bleiben, also stieg sie bedauernd aus dem Wasser und frottierte sich gründlich ab. Das Anziehen wurde jedoch zu einem echten Problem. Felix Sweatshirt war zwar um einiges zu groß, aber Caro schlug die Ärmel einfach um, damit es passte. Die Jeans war aber nicht nur zu lang sondern auch viel zu weit, und einen Hosengürtel hatte Caro nicht dabei. Sie überlegte ernsthaft, eine ihrer feucht gewordenen Hosen anzuziehen, aber als sie daran dachte, was ihr Hausgenosse wohl dazu sagen würde, ließ sie es lieber bleiben. Als Gürtelersatz musste nun das Satinband ihres Morgenmantels herhalten und die Hosenbeine krempelte sie zwei Mal nach oben, um überhaupt gehen zu können.


    Die Haare waren schnell trocken geföhnt, und da sie im Badspiegel nur ihre obere Hälfte sehen konnte, war sie mit ihrer Erscheinung halbwegs zufrieden.


    Innerlich hatte sie sich in der letzten halben Stunde auf Felix kommandierende Art eingestellt und beschlossen, ihn wenn möglich zu ignorieren. Verdammt, sie hatte Urlaub und wollte ihre freie Zeit genießen! Hocherhobenen Hauptes ging sie die Treppe hinunter und öffnete die Tür zum Wohnzimmer.


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    Felix legte die Zeitung zur Seite und stand auf, als Caro herein kam. Setzen Sie sich, meinte er freundlich während er in die Küche ging, Ich habe gerade frischen Tee aufgebrüht und etwas Kuchen ist auch noch da.


    Caro blieb stehen und blickte sich um. Sie war erstaunt, wie groß der Raum war. Vor dem Kamin, wo Felix eben noch gesessen hatte, stand eine gemütliche Couchgarnitur. Anschließend öffnete sich der Raum zu einem großzügigen Essbereich, in dem ein riesiger, quadratischer Bauerntisch vor einer sicherlich zwei Mal zwei Meter langen gepolsterten Eckbank stand. Sechs Holzstühle komplettierten die Essecke. An diesem Tisch hatte eine Fußballmannschaft Platz! Daneben hatte man die frühere Tür zur Küche herausgebrochen und einen großen, offenen Durchgang in die modern ausgestattete Küche geschaffen, in der Felix gerade Geschirr, Tee und Kuchen auf ein Tablett packte.


    Mit schnellen Handgriffen deckte er den Tisch und forderte Caro noch einmal auf, sich zu setzen. Immer noch zögernd nahm sie Platz, aber die Kuchenplatte hatte ihren Appetit geweckt und sie nahm ein Stück auf ihren Teller. Felix schenkte ihr Tee ein, füllte seine eigene Tasse nach und setzte sich ebenfalls.


    Sie machen hier also zwei Wochen Urlaub?, fragte er neugierig und blickte sie über den Rand seiner Tasse hinweg an.


    So hatte ich es geplant, aber wenn es Sie stört, dass ich hier bin, kann ich morgen wieder fahren, entgegnete Caro vorsichtig und stürzte sich auf in ihrem Kuchen.


    Das dürfte schwierig werden, denn die Brücke ist sicher überflutet. Es wird einen Tag dauern, bis der Bach wieder in sein altes Bett zurückgekehrt ist und dann werde ich die Brücke auf Schäden überprüfen. Der Holzbauer, der drei Kilometer weiter oben seinen Hof hat, repariert sie dann, meinte Felix und fügte mit einem angedeuteten Lächeln hinzu: Wir werden uns hier wohl oder übel ein paar Tage lang vertragen müssen. Ich hoffe nur, Sie schaffen es, ihren Widerspruchsgeist solange im Zaum zu halten! Seine stahlgrauen Augen hielten ihren Blick fest.


    Caro wurde rot bis unter die Haarwurzeln. Sonst wurde sie nicht so schnell verlegen, aber dieser Mann brachte sie mit einer einzigen Bemerkung aus dem inneren Gleichgewicht! Ärger stieg in ihr auf. Mit den besten Vorsätzen gewappnet war sie vorhin die Treppe herunter gekommen, aber das war wirklich zu viel!


    Wie viel zuviel es denn noch werden wird, findet sich wie immer im Geschichtenbereich.
    Viel Spass damit!


    Grüssle


    Holger

    Entweder ist gerade ein grünes Zebra in meinen Kleiderschrank geklettert und singt dort jetzt die Nationalhymne.......
    ...oder das war gar kein Aspirin....

  • Da freue ich mich die ganze Zeit auf eine neue Geschichte und dann kenn ich sie schon. *heul*


    Aber nichtsdestotrotz ist sie sehr, sehr schön. Genau das sind die Geschichten die ich liebe und die können gar nicht lang genug sein. Liebevolle und verantwortungsbewusste Dominanz und Strenge. Mmmmmhhh. Kein einfaches Drauf-los-hauen, sondern während des lesens das Gefühl haben, jetzt hat sie es aber "verdient".


    Aber lest selbst (möglichst die komplette Geschichte). Es lohnt sich.

    Glaube an Liebe, Wunder und Glück.
    Schau immer vorwärts und selten zurück.
    Tu was du möchtest und steh dazu, denn dieses Leben das lebst nur du!

  • SUUUUUUUUUPERTOLLE Geschichte, musste mir dann gleich auch die komplette Geschichte antun, eigentlich wollte ich mich auf die Couch legen und eine Runde schlafen, habe das aber dann aufgeschoben.


    Ich glaube, das Schreiben werde ich in Zukunft einstellen, da traut man sich ja nicht mehr. Super geschrieben und genau das, was einen so anspricht, Dominanz die spürbar und sehr aufmerksam ist, Vorhaltungen und Forderungen, die einem etwas abfordern, keine Kleinigkeit die unbeantwortet bleibt, kein falsches Wort, das unbeantwortet bliebt. Sie konnte testen und wurde nie enttäuscht.........


    Einfach klasse.
    Danke Isabella.


    Gruß
    euridike

    Ich streite nie, ich stelle nur klar, warum ICH Recht habe :domina:
    Man muss den Mann nehmen wie er ist, man darf ihn nur nicht so lassen :angel3:

  • Ups, da werd ich richtig verlegen, bei so viel Lob! Vielen Dank, es freut mich wirklich sehr, dass euch die Geschichte so gut gefällt. Es ist meine erste, wirklich lange Geschichte, und ich gebe zu, dass ich stolz auf sie bin. Eigentlich war sie als Kurzgeschichte konzipiert, aber dann haben sich die Charaktere selbstständig gemacht, und es wurde ein halber Roman daraus. Es schlummern noch zwei fast fertige Geschichten dieser Art in meiner Schublade, und ich verspreche, dass ich wenigstens eine der beiden bald zu einem guten Ende bringe.


    Übrigens, als ich den Starter für unsere erste Gemeinschaftsproduktion geschrieben habe, ist mir die Sache ebenfalls aus der Hand geglitten, und als dann schon drei ganze Seiten getippt waren, habe ich schnell einen anderen Starter geschrieben. Die ursprüngliche Geschichte erscheint demnächst unter dem Titel Pink Jeans Outdoor Spanking und ist die erste Episode einer Reihe über ein Paar, das Spanking für sich entdeckt. Naja, eigentlich entdeckt ER Spanking zuerst, und sie ist zunächst verständlicherweise nicht so begeistert


    Einen guten Teil eures Lobs möchte ich aber gerne an meine Verlegerin weitergeben dass ich überhaupt einen Verlag für meine Geschichten gefunden habe, ist ja sowieso ein Wunder. Und dass dann noch eine sehr nette, kompetente, engagierte Frau dahinter steckt, die mir ganz viel Mut macht, wunderbar Korrektur liest, die Geschichten optisch sehr geschmackvoll verpackt und unglaublich rege ist, was das Finden von Vertriebspartnern angeht, ist schon klasse. Auch wenn sie das hier wohl nicht liest - Danke, Katrin!

  • Hab mir deine Geschichte auch komplett herunter geladen und es nicht eine Sekunde beim Lesen bereut!
    Ich habe mich was Spanking anbetrifft immer am meisten in den engischsprachigen Geschichten wiedergefunden. Das jemand wie du das versucht im deutschen umzusetzen finde ich eine echte Bereicherung!


    Und du machst es verdammt gut!
    Die Art und Weise wie Felix seine Caro nach dem Spanking auch immer wieder mit Worten belehrt und auffängt ist mir durch und durch gegangen.
    Eine richtig schöne Spanking-Liebesgeschichte, wie frau sie sich wünscht, sowas wollte ich schon lange mal lesen. Ähnlich traurig wie Caro zum Schluß dann nach Hause gefahren ist hab ich mich dann gefühlt weil die Geschichte zu Ende war!
    Kennt ihr das auch wenn ein gutes Buch zu Ende ist und man so ein Verlustgefühl hat wenn man die letzte Seite schließt?


    Also Isabella, schreib bitte weiter!!!


    Aber.....ich geb`s ja zu , deine anderen Bücher hab ich mir direkt mit runter geladen und jetzt freue ich mich schon auf das nächste!!!


    LG
    bonnie

  • Schöne Geschichte, ich lese immer wieder gerne Deine Geschichten Isabell

    Ich bin nicht immer ein Engel, aber immer öfters. :angel2:


    Glück bedeutet nicht , alles zu haben,
    was man will-sondern
    die Menschen zu haben die man braucht!

  • Isabella, schluuuuuuuuchz...........ich dachte schon das wäre der zweite Teil der "Berghütte" :frown::frown::frown:


    Aber ich sag Euch: auf Pink Jeans könnt ich Euch auch freuen!! :grins:

    Sub zu sein heißt die Freiheit zu haben zu wählen, wem man sich unterwirft

Spankingträume

Hallo, wir sind die Gemeinschaft der Spankingträume. Spanking wird dem weiteren Feld BDSM zugeordnet. Viele Menschen träumen, ob insgeheim oder ganz offen, von körperlicher Züchtigung als erotische Spielweise - egal in welcher Stellung, ob nun mit der Hand, dem Paddle, Teppichklopfer, Kochlöffel, Gürtel, Peitsche, Gerte oder Rohrstock. Auch wenn es sich um Spielarten wie Internat bzw. Lehrer und Schüler, Master and Slave, Dominanz und Submission, Ageplay etc. handelt, ist die Basis immer eine einvernehmliche Handlung unter volljährigen Personen. Darüber hinaus gilt im Spanking wie im BDSM der Grundsatz "sane, safe, consensual" (SSC).


Das Forum bietet Gelegenheit, sich virtuell zu allen möglichen Themen rund um unser Hauptthema auszutauschen. Dabei muss es nicht zwingend um spanking oder andere Spielarten des SM gehen. Auch Themen aus eher alltäglichen Bereichen sind reichlich vorhanden und werden von vielen gerne diskutiert.

Wir reduzieren unsere Kommunikation hier nicht nur auf das Thema spanking, sondern unterhalten uns auch gerne über Politik, Literatur, Musik oder Film.


In der Galerie haben die Mitglieder die Gelegenheit, eigene Fotos oder Videos zu präsentieren und auch über diese mit anderen Mitliedern zu reden.

Der Kalender schafft eine einfache Möglichkeit, Termine bekanntzumachen und Erinnerungen an diese einzustellen. So geht keine Veranstaltung unter.

Wir haben auch eine Reihe von Mitgliedern unter uns, die gerne mal eine Spanking – Geschichte schreiben und auch diese dann im Forum veröffentlichen.

Einiges hiervon liegt natürlich im geschützten „Ü-18 Bereich“, aber dazu mehr in den entsprechenden Forums – Themen.


Charakteristisch für unsere Community ist, dass wir uns nicht nur virtuell austauschen, sondern auch mehrmals im Jahr reale Treffen und Spankingpartys veranstalten. Ein Highlight ist dabei sicher unser alljährliches Hüttentreffen auf der Schwäbischen Alb im Spätherbst.

Aber auch klassische Partys und Rollenspiele, vorwiegend im süddeutschen Raum, sind unser Ding. Es gibt auch kleinere Gruppen Leuten, die private Events organisieren, um in ein bestimmtes Thema tiefer einzusteigen.


Wer abseits des Partylebens nach realen Kontakten sucht, dem sei der Kontaktanzeigen – Bereich ans Herz gelegt.

Auch hier gibt es die Möglichkeit, sich zu präsentieren und bekannt zu machen.