Hallole,
heute war ich im Supermarkt.
Und das ganz alleine!
Da wir nur ein paar Kleinigkeiten brauchten, meinte die beste Ehefrau von allen, das Risiko eingehen zu können, ihren Gatten,
der ja immer viel zu teuer und unnützes Zeugeinkauft, alleine in den Laden fahren zu lassen.
Nun ja, in unserem Supermarkt gibt es am Samstag einen Stand mit Leberkäsbrötchen.
Da ich so schön alleine unterwegs war, hielt ich es für eine gute Idee, mich dort mal genauer umzuschauen.
Es standen vor diesem Stand einige meiner natürlichen Feinde. Als solche betrachte ich nun einmal Leute,die zwischen mir und meinem Essen stehen.
Der Kollege direkt vor mir in der Schlange war allerdings derjenige, der schon nach kurzer Zeit mein Mitgefühl hatte.
Der stand da halt rum und sah hungrig aus, also ungefähr so wie ich.
Dann kam, quasi aus dem Nichts heraus, eine Frau auf ihn zu. Mit einer Kälte im Blick, aus der sonst nur Spione zu kommen pflegen, sprach sie ihn an: „Willst Du Dir da jetzt ein Brötchen holen?“
Bei den Worten wurde es in der Umgebung dieses Standes gleich noch ein paar Grad kälter.
Mein Eindruck war ziemlich klar. Die Welt war schlecht, diese Frau mit der Gesamtsituation unzufrieden und die arme Sau vor mir war schuld daran. Jedenfalls in ihren Augen.
Aber leugnen wäre zwecklos gewesen. Schließlich steht man nicht in der Schlange vor einem Stand mit Leberkäsbrötchen, um seiner Liebsten Juwelen zu kaufen.
Also sagte er, nach meinem Eindruck durchaus freundlich, wenn auch schon ein wenig verunsichert: „Ja, möchtest Du auch eins, Schatz?“
Aber ihr Blick sagte mir, der arme Kerl konnte machen was er wollte. Sie war mies drauf und er hatte verloren.
Sie musterte missmutig Brötchen und Fleischbestände und maulte dann: „Ach nee, keinen Fleischkäse.“
Kennt Ihr das, wenn jemand so viel Verachtung wiemöglich in seine Stimme legt? Ungefähr so hörte sich das an.
„Vielleicht hol ich mir nachher draußen ein Fischbrötchen. Wenn ich schon heute sonst nichts mehr zu essen kriege….“
Da half ihm auch sein „Wir können uns doch nachher was kochen“ nicht weiter.
„Wir haben aber nichts eingekauft!“ Was für ein bitterer Vorwurf in der Stimme.
Wohlgemerkt, wir standen mitten im Supermarkt, direkt hinter mir die Kühlregale, links von mir die Gemüseabteilung
und ca. zwanzig Meter weiter rechts die Fleischtheke.
Mit den Worten „Ich hatte Dich ja gefragt, aber wenn man von Dir keine Antwort kriegt….“ stolzierte sie dann von hinnen.
Er sank in sich zusammen, scherte aus der Schlange aus und trottete mit hängenden Schultern hinter ihr her.
Das kam mir natürlich entgegen. Einer weniger zwischen mir und meinem Essen!
Aber das ich mich im Stillen beglückwünschte, weil ich ein glücklicher Mann bin, hatte andere Gründe…
Grüssle
Holger