Die Ausführungen von carolyn im Thread über die immer jünger werdenden Extremisten und deren Rufe nach einem gewissen St. Martin haben in mir Erinnerungen aus meiner Kindheit hervor gerufen. Da gab es nämlich den Brauch des Nuss-Märtls. Märtl ist zumindest in der Gegend meiner ursprünglichen Heimat in Bayrisch-Schwaben eine gebräuchliche Abwandlung des Namens Martin und bezieht sich in der Bezeichnung Nuss-Märtl auf jenen St. Martin.
Den Kindern wurde glaubhaft gemacht, dass der Nuss-Märtl am Vorabend bzw. am Abend des Martinstages von Haus zu Haus zieht und an die Kinder Nüsse verteilt. Doch trotz dieser guten Eigenschaft haftete dem Nuss-Märtl auch an, dass er sehr wohl weiss, welches Kind nicht brav genug war und deshalb verhauen werden muss. Für mich war dieser Nuss-Märtl der gleiche finstere Geselle wie der Knecht Rupprecht bzw. der Krampus als Begleiter des Nikolaus.
Ich meine auch, dass der ominöse Nuss-Märtl zumindest einmal an unserem Fenster geklopft hat, aber nicht herein gekommen ist und zumindest ebenfalls einmal tatsächlich leibhaftig im Zimmer stand mit seinem merkwürdigen Fell-Gewand, mir gehörigen Eindruck verschafft hat und mich letztendlich doch mit Nüssen belohnt hat. Und kaum war dieses Schreckgespenst des Nuss-Märtl vorüber nahte schon der Nikolaus-Tag, bei dem wieder der fürchterliche Knecht Rupprecht auftauchte.
Dabei hätte ich weder einen Nuss-Märtl noch einen Knecht Rupprecht nötig gehabt, war ich doch immer soo brav.
Ich meine, dass bereits bei meinem jüngeren Bruder der Nuss-Märtl nicht mehr vorgekommen ist. Noch ein paar Jahre später war der kein Thema mehr. Mich würde nun intessieren, ob noch jemand von so einer "Erscheinung" weiß. Vielleicht war das ja auch nur ein lokal begrenztes Brauchtum?